Ein Tagesausflug mit der Bahn – das könnte schnell langweilig werden. Nein! Ganz im Gegenteil, es wird eine faszinierende Bahnreise, die sehr viel Abwechslung bietet und bei der ihr immer wieder kurze Stopps einlegen könnt. Wir sind auf der Welterbe Albula- und Berninalinie im Schweizer Kanton Graubünden unterwegs, die von Chur bzw. Davos über St. Moritz ins italienische Tirano führt.
Wir starten unsere Tour in Davos auf 1560 Meter. Mit einem Regionalzug fahren wir Richtung Filisur, passieren ein paar kleinere Orte, bevor das Tal enger wird und sich die Kurven häufen. Ab Monstein können wir schöne Blicke auf die tiefe Schlucht der Landwasser erhaschen, bevor wir kurz nach der Station Wiesen das 89 Meter hohe Wiesnerviadukt passieren und weiter nach Filisur fahren. Hier steigen wir in den Zug aus Chur kommend um.
Lohnenswerte Stopps in diesem Streckenabschnitt
- Von der Station Monstein führt ein schöner Wanderweg in etwa 9 km durch die Zügenschlucht zum Wiesnerviadukt und weiter nach Filisur.
- Von der Station Wiesen könnt ihr einen kurzen Abstecher zum Wienerviadukt machen. Dazu der Bahnlinie folgen und über das Viadukt gehen. Anschließend links halten und ihr bekommt einen schönen Ausblick auf die Schlucht.
- Das Landwasserviadukt zählt zu den berühmtesten Bauwerken der Rhätischen Bahn. Von Filisur aus könnt ihr zu einer etwa 1 km entfernten Aussichtsplattform wandern und habt einen tollen Blick auf das Viadukt und die Züge, die im Tunnel verschwinden.
Von Filisur auf 1080 Meter aus führt die Zugstrecke wieder bergauf und erreicht nach wenigen Minuten den ersten Tunnel. In diesem machen wir eine 360 Grad Kurve und kommen einige Höhenmeter weiter oben wieder ans Licht. Wir erreichen auf 1372 Meter Bergün, an dessen Bahnhof das Bahnmuseum Albula auf Besucher wartet.
Mit vielen Kehren, Viadukten und Tunnel führt uns die Zugfahrt weiter zu den Albulaviadukten und -Kehrtunnels bevor wir Preda auf 1789 Meter erreichen. Direkt nach der Weiterfahrt aus dem Bahnhof wird es dunkel – wir fahren in den 5865 Meter langen Albulatunnel. Der Tunnel ist das Herzstück der Albulalinie. Über dem Tunnel verläuft die europäische Wasserscheide: Im Norden fließt das Wasser über den Rhein in die Nordsee, im Süden über den Inn Richtung Schwarzes Meer. Nach passieren des Tunnels gelangen wir ins Engadin und erreichen Spinas, das auf 1815 Meter liegt.
Lohnenswerte Stopps in diesem Streckenabschnitt
- Bahnmuseum Albula in Bergün
- 7 km langer Bahnlehrpfad zwischen Preda und Bergün: Auf schönen und schmalen Pfaden führt ein Wanderweg entlang der Albulalinie ins Tal und auf verschiedenen Tafeln werden Fakten zur Bahnlinie erklärt. Entlang der vielen Viadukte habt ihr immer wieder Gelegenheit, vorbeifahrende Züge zu beobachten. Es empfiehlt sich, die Wanderung in Preda zu beginnen, denn so geht ihr meistens bergab.
- Am Bahnhof Preda könnt ihr Baustellenführungen am Neubau des Albulatunnels machen. Bis zum Jahr 2021 wird eine neue Röhre gebaut, die die 1903 eröffnete Röhre ersetzten soll.
Unsere Fahrt führt uns weiter nach Samedan (1721 Meter), mit seinem großen Umsteigebahnhof. Hier treffen zudem die Züge aus Zernez ein, fahren nach St. Moriz oder Tirano weiter. Wir steigen hier in den Zug nach Pontresina, wo wir in den Zug aus St. Moritz kommend umsteigen und Richtung Berninapass und Tirano fahren.
Wir erreichen Morteratsch auf 1895 Meter. Mitte des 19. Jahrhunderts reichte hier der Morteratschgletscher etwa 100 Meter an die Bahnlinie, inzwischen sind es etwa 2 km. Über viele Kehren und weite Wiesen schlängelt sich der Zug zum Lago Bianco mit der höchstgelegenen Station der Strecke: Ospizio Bernina auf 2253 Meter.
Lohnenswerte Stopps in diesem Streckenabschnitt
- Hoch über Pontresina liegt der 2453 Meter Ausflugsberg Muottas Muragl mit einer faszinierenden Aussicht bis in die umliegende Bergwelt. Ihr könnt auf verschiedenen Wegen den Berg hoch wandern, mit dem Sessellift zur Alp Languard fahren und über den Panoramaweg zum Muottas Muragl wandern oder mit der Standseilbahn auf den Berg fahren.
- Gletscherwanderung an der Station Morteratsch
- Fahrt auf den 2972 Meter hohen Diavolezza mit Wandermöglichkeiten und Gletschertouren bei einem Blick auf die umliegenden Berge, die knapp 4000 Meter erreichen bzw. mit dem Piz Bernina einen echten 4000er.
- Wanderung von Ospizio Bernina zur Station Alm Grüm am Lago Bianco entlang.
Die Fahrt auf der Bernina Welterbestrecke führt uns nun wieder bergab und wir erreichen den Bahnhof Alp Grüm auf 2091 Meter. Von hier aus bieten sich schöne Blicke in schneebedeckte Bergwelt mit dem Palü-Gletscher. Unsere Fahrt wird nun viel kurvenreicher und in den nächsten 10 km überwindet der Zug ein Gefälle von etwa 900 Höhenmeter und erreicht Poschiavo, das auf 1014 Meter liegt.
Besonders schön ist die Fahrt durch den Ort, wo der Regionalzug zu einer Straßenbahn wird und sich die Fahrbahn mit den Autos teilt. Weiter geht es am Lago di Poschiavo vorbei nach Brusio auf 780 Meter. Hier erreichen wir ein weiteres Highlight der Strecke. Nach der Weiterfahrt vom Bahnhof passiert der Zug das Kreisviadukt und macht eine 360 Grad Kurve. Nun ist es nur noch ein kurzes Stück bis wir die Grenze zu Italien erreichen und das 429 Meter hoch gelegene Tirano erreichen. Auch hier fährt der Zug durch die engen Straßen, vorbei an der Basilika Madonna di Tirano und erreicht den Endhaltepunkt der Rhätischen Bahn.
Lohnenswerte Stopps in diesem Streckenabschnitt
- Das Val Poschiavo zählt zu einem der südlichsten Täler der Schweiz und bietet eine abwechslungsreiche Landschaft. Hier könnt ihr durch den Hauptort spazieren, über den See fahren und einfach die Zeit genießen.
- Das Kreisviadukt nahe Brusio ist über eine kurze Wanderung vom Bahnhof aus erreichbar. Der Weg führt weiter bis Tirano.
Tirano lädt zu einem kleinen Spaziergang ein, wobei man merkt, dass der Ort auf die Touristen des Bernina Express eingestellt ist. In den Straßen um den Bahnhof befinden sich viele Restaurants, Eisdielen und Souveniershops. Nach einem kurzen Aufenthalt in Italien geht es in etwa 3 1/2 Stunden wieder zurück nach Davos.
Bei der Fahrt auf der Albula- und Berninalinie hat uns besonders die abwechslungsreiche Landschaft in Kombination mit der technischen Meisterleistung gefallen. Oft haben wir uns gefragt, wie konnte die Bahnstrecke hier gebaut werden.
Tipp: Die Strecke lässt sich auch gut in mehreren Tagen zurücklegen. Gerade die vielen Ausflugsmöglichkeiten entlang der Bahnlinie machen dies besonders interessant. Die Rhätische Bahn bietet entsprechende Mehrtagestickets an.
Maximale Höhe: 2309 m
Minimale Höhe: 421 m
Gesamtanstieg: 5002 m
Gesamtabstieg: -6121 m
Bitte beachtet: Die Höhenangaben des gpx-Tracks sind durch die vielen Tunnel und Viadukte nicht korrekt!
Anfahrt
Davos ist mit dem Auto über die A13 (Bregenz – Chur) erreichbar. Sowohl in Österreich als auch in der Schweiz sind die Autobahnen gebührenpflichtig.
Mit dem Zug ist Davos gut erreichbar.
Benötigte Zeit
Die Bahnstrecke Davos – Tirano ist etwa 120 km lang. Für die Fahrt benötigt der Zug etwa 3 1/2 Stunden einfach inklusive 2x Umsteigen in Filisur und Samedan.
Wetter
Die Fahrt auf der Albula- und Berninalinie ist besonders eindrucksvoll bei schönem und sonnigen Wetter. Bei regnerischem Wetter fehlen viele Ausblicke auf die umliegende Bergwelt.
Regionalzug oder Bernina Express?
Auf der Strecke verkehrt sowohl ein Regionalzug, an dem zu bestimmten Zeiten ein Panoramawagon angehängt ist, als auch der Bernina Express. In diesem ist eine kostenpflichtige Reservierung notwendig. Aus unserer Sicht reicht die Fahrt mit dem Regionalzug. Gerade für Fotografen ist diese interessanter, da sich die Fenster öffnen lassen.
Historischer Zug
Zu bestimmten Zeiten verkehrt zwischen Davos und Filisur ein historischer Zug als Regionalzug.
Verpflegung
Im Regionalzug gibt es keine Verpflegung.
Weitere Infos zur Rhätischen Bahn findet ihr unter: www.rhb.ch/de/home